Kangaroo Connection

Byrne Vineyards, Lake Breeze und Kilikanoon

gilt als Mekka der Shiraz-Traube. Und Kevin Mitchell, Peter Gajewski und Greg Follet sind allemal eine Pilgerfahrt wert.

Sieht mediterran aus. Fühlt sich mediterran an. Würden da nicht ständig die Kängurus durch die Shiraz-Rebenzeilen hoppeln und Papageienschwärme über einem kreisen. Das ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Das beginnt schon bei der Anfahrt von Adelaide aus Richtung Norden. Fast eine Autostunde wähnt man sich dem Outback nah – rote Erde, riesige Weiten – um dann unvermittelt in eine grüne Hügellandschaft einzutauchen. Mittendrin, im beschaulichen Penwortham, liegen die Weinberge von Kilikanoon. Dessen Gründer Kevin Mitchell würde zwar glatt als schottischer Craft-Beer-Brauer durchgehen (und er spricht auch so – Familientradition), kann aber amtlich nachweisen, zu den Top Ten der australischen Winemaker zu zählen: Kilikanoon war "Australians Winery of the Year 2013". Nach Sonnenuntergang kippt die mediterrane Stimmung im Clare Valley merklich: Zeit, die warme Jacke herauszuholen. Reben lieben diese Mischung aus heißen Tagen und kühlen Nächten über alles, zumal, wenn sie auf exzellenten Böden aus Kalkstein, Roterde oder Schiefer stehen wie die Cuvée "Killerman’s Run".

Gut 200 Kilometer westlich zieht sich der Murray River wie eine wandernde Oase durch die karge Ebene der Riverlands. Hier wachsen für gewöhnlich "All Day Shiraz" – es sei denn der Winemaker heißt Peter Gajewski. Der hat sein Handwerk über zwei Jahrzehnte am legendären Penfolds Grange perfektioniert. Dann warb ihn Terry Byrne vom gleichnamigen Weingut ab mit dem Versprechen auf mehr kreative Freiheit. Die schöpft Gajewski beim "Aussimento" voll aus. Der Name verweist auf die italienische Methode Passimento. Dabei werden die Trauben vor der Kelter getrocknet bzw. rosiniert, um so den Weinen mehr Konzentration und Reife zu geben. Gajewski verfährt bei der Hälfte der Trauben ebenso, die andere Hälfte steuert im Aussimento Frische und Primärfrucht bei – zusammen macht das einen Sonnenuntergangswein für romantisch veranlagte Gaumen.

Südlich von Adelaide, Richtung Kangaroo Island, entsteht ein , wie er aussimäßiger nicht sein kann: Der "Bullant" lässt den Gaumen kunstvoll über mächtige Aromen-Wellen surfen, wie es sie nur an den nahen Stränden der Großen Australischen Bucht gibt. Unglaubliche Substanz gepaart mit einer genau getimten Portion Neuholz ergeben diesen verführerischen Dreiklang aus Brombeere, Schokolade und – typisch für Shiraz – Pfeffer. Kein Wunder also, dass Greg Follet, der geniale Kopf des Familienguts Lake Breeze, in Down Under Kultstatus genießt und die Weine dort schwer zu bekommen sind. Dass Greg Follet den Bullant überhaupt exportiert, zeugt von Barmherzigkeit gegenüber seiner deutschen Fangemeinde.

Gotthard Scholz
(WEIN NEWS Juni 2016)