
Aufbruch zum Ursprung
Beim Blick auf das Lagenportfolio des VDP.Weinguts stockt allen, die sich nur ein wenig an Mosel, Saar und Ruwer auskennen, der Atem: Wehlener Sonnenuhr, Graacher Domprobst, Piesporter Goldtröpfchen, Wiltinger Scharzhofberg … da reiht sich eine Schiefersteillagen-Legende an die andere. Die Sorgfalt an Handarbeit, die Kesselstatt seinen Weinbergen angedeihen lässt, gilt als wegweisend. Und im Keller wird der höchste technische Aufwand betrieben, damit die Trauben dann alles allein und unter sich regeln können.
Erst vor fünf Jahren wurde das neue Kelterhaus eingeweiht, in dem alle Abläufe der Schwerkraft folgen. Kein Pumpen setzt Trauben und Most unter Stress. Im Ergebnis entstehen beispielsweise weniger dieser prozessbedingten Bitterstoffe, die einem andernorts als Mineralität verkauft werden. Die Weine gären spontan mit den traubeneigenen Hefen. Das ergibt dann tatsächlich unverfälschten Terroir-Charakter.
Die wirklich guten Weine der drei Täler leben von ihrer brillanten
Frucht, der geradezu tänzelnden Säure und ihrer feinen Schiefernote. Bei schlankem Körperbau erreichen sie ein Maximum an Intensität und Tiefe. Bereits dem Riesling "Palais" wohnt diese weltweit einzigartige Faszination inne. Im Riesling "Alte Reben" findet sich all das potenziert. Nicht im Sinne von Opulenz, sondern in der ausgearbeiteten Finesse von Struktur, Aromaspiel und Mineralik.
Beim Weißburgunder schließlich wird klar, warum die Franzosen die Herkunft höher bewerten als die Rebsorte.
Alles an dem Wein ist Mosel. Nun gut, ein wenig burgundische Cremigkeit ist auch dabei.
— Gotthard Scholz
(WEIN NEWS März 2022)