Spanien rosarot: Die besten Rosés kommen aus Spanien!

Die besten Rosés kommen aus Spanien. Das glauben Sie nicht?

Na, dann probieren Sie mal hier.

Das schönste Abfallprodukt der Welt

Zufallsbekanntschaften sind ja oft die interessantesten. Als Firmenchef Gerd Rindchen Ende 2002 durch die Hallen des spanischen Weingutes mit dem leicht zu merkenden Namen "Real Sitio de Ventosilla" stromerte und hier und da in die Ecken lugte, bemerkte er einen großen Tank, der wohl gerade gefüllt worden war und einen ganz wohligen Duft verströmte. Auf seine neugierige Frage, was denn da so drin sei, antwortete man ihm: "Nichts Wichtiges. Nur der Abzug von unserer Prado Rey Reserva, das wird bloß ein Rosé."

Der "Abzug" entsteht wie folgt: Für die besten Rotweine des Gutes verwendet Kellermeister Angel Luis Margüello natürlich nur das beste Lesegut der ältesten Rebstöcke aus den feinsten Lagen. Um in diesen Prestige-Cuvées noch mehr Konzentration, Dichte und Fülle zu erzielen, macht er nach kurzer Maischestandzeit (also dem Zeitraum, wo die Beerenhäute noch im Traubensaft schwimmen und gemeinsam vergären) einen "Mostabzug", das heißt er holt einen Teil des – zu diesem Zeitpunkt roséfarbenen – gärenden Mostes heraus, damit auf den verbleibenden Wein noch mehr anteilige Farb-, Gerb- und Aromastoffe aus den Traubenschalen einwirken können. Dieser vorzeitig separierte Most ist, wie eine eilig vorgenommene Verkostung ergab, etwas ganz Besonderes, nämlich schlicht weg ein Rosé der Extraklasse, der fürderhin als "Recorba Rosado" die Welt der Genießer eroberte.

Wein leben, Wein lieben!

Ovidio García ist ein sehr junges Familienunternehmen, das 1999 gegründet wurde. Der Anspruch der Familie García ist hoch: Nichts weniger als "eine Topmarke unter den besten spanischen Weingütern zu werden" heißt das Ziel. Als Vorbild mögen viele der östlichen Nachbarn im Ribera del Duero dienen, denn dieses Gebiet ist inzwischen wesentlich bekannter als die kleine Region Cigales, in der die Garcías leben. Bei allem Ehrgeiz – fragt man nach dem Geist dieses Weinguts, stößt man immer wieder auf viel Wärme und traditionelle Werte: "Ich liebe es, mit meinen Geschwistern in der Bodega zu sein und genieße die Momente im Kreise der Familie", erzählt Enrique García, der gemeinsam mit seinen Brüdern Alberto und Javier sowie Vater Ovidio García, die Bodega leitet.

Der Wahlspruch der Familie lautet: "Lebe, teile und genieße jeden Moment mit den Menschen, die Du liebst!" Gelebt und geteilt wird bei den Garcías auch die Mühe, die es bereitet, Qualität in die Flasche zu bringen: Der Ertrag wird durch Reduktion der Triebe in der Wachstumsperiode auf circa 25 Hektoliter pro Hektar begrenzt – eine schweißtreibende und keineswegs rückenschonende Tätigkeit, die im Frühjahr erledigt wird. Bei der Lese werden nur reife und völlig intakte Trauben mit der Hand geerntet. Um vorzeitige Zerquetschung zu vermeiden, werden die Trauben anschließend in relativ kleinen 40-Kilo-Boxen in den Keller transportiert, wo mit aller Sorgfalt vinifiziert wird. Der Lohn der vielen Mühen ist ein sauberer und glasklarer Tropfen, bei dem es sich – wie die Weingutsbesitzer in spanischer Blumigkeit formulieren – "nicht nur um eine gute Flasche Wein handelt, sondern um eine unvergessliche Erfahrung".

Wendelin Niedlich