Parole: Rosato!

Aus Rot wird Rosato: Die Helden des Frühsommers heißen Primitivo, Montepulciano und Groppello.

In der Weinwelt lange als Bürger zweiter Klasse abgetan, hat sich Rosé inzwischen zur Erfolgsstory schlechthin gemausert. Auch in Bella Italia finden sich unter dem klangvollen Namen "Rosato" glänzende Beispiele dafür, dass kurzer Schalenkontakt und Ausbau bei Weißweintemperaturen roten Reben eine wunderbar verspielte Frucht und Charakter entlocken können.

Kein anderer ist so ein Meister darin, italienisches Lebensgefühl in Flaschen zu füllen, wie Massimo Sbruzzi vom lombardischen Spitzenweingut Feliciana. Mit seinem Chiaretto, wie sich Rosato vom Ufer des Gardasees nennt, rückt er Lokalhelden wie den seltenen Groppello ins Rampenlicht. Im "Feudo" gelingt Signor Sbruzzi eine Gesamtkomposition, die keine Kompromisse zwischen druckvollem Antritt und aromatischer Eleganz eingeht und ebenso lebendig wie tiefgründig daherkommt.

Tenuta de Angelis ist seit einer gefühlten Ewigkeit unser Aushängeschild der Marken, jener kleinen Weinregion zwischen Toskana und Adria. Bei ihrem Rosato wird keine Mühe gescheut. Die biozertifizierten Montepulciano- und Sangiovesetrauben werden sofort nach der Ernte behutsam gepresst, sodass der pastellfarbene Most keine der für beide Rebsorten charakteristischen Gerbstoffe aufweist. So konzentriert sich dieser Rosato auf das komplexe Aromaspiel, das die Weine aus den Marken groß gemacht hat.

Ein Apulier geht einfach immer und mit dem "Fibonacci" Rosato aus Primitivo und Negroamaro gilt das auch bei Sonnenschein. Angesichts der heißen Temperaturen und verträumten Küstenorte am Stiefelabsatz Italiens ist es kein Wunder, dass Rosato hier als Ganzjahresgetränk zelebriert wird. Das Dolce Vita mag hierzulande manchmal etwas fern scheinen, aber an flüssigen Sommerbeschwörern soll es nicht mangeln. Die Parole kennen Sie.

— Cathérine Mester
(WEIN NEWS Mai 2022)