Mediterranes Dreigestirn

Acústic Celler, Bodegas Casa Castillo und Bodegas Pío del Ramo

Mediterranes Dreigestirn

Das Ende der Bescheidenheit. Spaniens mediterrane Reben schreiben Weingeschichte.

Man kann ja alles kleinreden. Selbst den Welterfolg des spanischen Dreigestirns Garnacha, Cariñena und Monastrell. Ihren Ursprung haben die Reben an der nordspanischen Mittelmeerküste. Von dort aus eroberten sie – französisch als Grenache, Carignan und Mourvèdre – ein mediterranes Reich, das sich von Andalusien bis zur Rhone erstreckt, Teile von Italien umfasst und seine Fühler bis Australien ausstreckt. Doch statt den spanischen Winzern Respekt zu zollen, unterstellen nordeuropäische Fachkreise unbeirrt, der Erfolg beruhe auf Faulheit und Kinderreichtum, sprich, die Reben seien eben einfach zu handhaben und ertragsstark. Fake News, geboren aus tiefem Ressentiment gegen den Süden. Die Wahrheit ist: Die drei Spanier sind einfach unglaublich gut. Perfekt angepasst an das mediterrane Klima, feinfühlig für unterschiedliche Terroirs und von immensem Aromareichtum.

Dieser Magie von Garnacha und Cariñena erliegt Albert Jané im katalanischen Montsant. Sein "Acústic" ist das Ergebnis von konsequentem Minimalismus: "Bei alten Reben brauchst Du die Trauben nur pur und unplugged in die Flasche zu bringen, dann hast Du einen großen Wein!" Weiter südlich schlägt das Herz der Monastrell. Sie ist außergewöhnlich dickschalig, mit teils machtvollen Tanninen. Doch im Wüstenklima der Jumilla wandelt sich ihre Kraft in Sanftmut, ohne dabei – dicke Schale – an Lebendigkeit einzubüßen. Mit seinem "Atiza" setzt José Maria Vicente Sánchez, der Godfather of Monastrell, der Rebe ein strahlendes und dabei bezahlbares Denkmal. Sein Kollege Pío del Ramo vermählt sie mit Syrah und Cabernet zu seinem unglaublich noblen "Pio Roble R". Weltgeltung, wem Weltgeltung gebührt!

— Gotthard Scholz
(WEIN NEWS März 2021)