Herzensangelegenheiten
Nur was authentisch ist, hinterlässt Spuren.
Die Azienda Grignano besinnt sich auf die Urtugenden des Chianti.
Die Azienda Grignano besinnt sich auf die Urtugenden des Chianti.
Schon im ersten Gespräch taten sich für Tommaso Inghirami Gräben auf. Eine Bio-Zertifizierung, teilte ihm die damalige Önologin des Gutes mit, spiele für sie keine zentrale Rolle. Viel dringlicher sei ihrer Meinung endlich ein Top-Wein aus der internationalen Rebsorte Merlot. Das war das komplette Gegenteil von dem, was dem jungen Mann vorschwebte: "Ich wollte zurück zum Herz der Rufina: ausdruckstarke Sangiovese aus biologisch intakten Weinbergen." So begann Tommaso Inghirami seine Aufgabe mit einem Paukenschlag: neuer Önologe, junges Team, neuer Spirit.
Die Azienda Grignano in der Chianti-Subzone Rufina nahe Florenz befindet sich seit den 1970er Jahren im Besitz der Textilunternehmerfamilie Inghirami. Mit Tommaso hat erstmals ein Familienmitglied die operative Leitung des Weingutes übernommen. "Schon als Kind haben mich die Reben und Olivenhaine begeistert", sagt er. "Also habe ich beschlossen, das Spiel ernsthaft zu spielen." Die Weinberge auf bis zu 500 Meter Höhe bieten beste Voraussetzungen für langlebige Sangiovese mit brillanter Frucht und elegantem Schliff.
Wichtigste Veränderung im Keller ist ein anderer Umgang mit dem Holzfass. Der "Aboca" Chianti Rufina reift heute zur Hälfte im Stahltank, um die brillante Aromatik der Sangiovese-Trauben zu erhalten. Die andere Hälfte wird im Barrique ausgebaut. Dank verbesserter Fass-Qualitäten erlangen die Weine eine faszinierende seidige Würze. Aushängeschild des Gutes ist die Riserva aus der lediglich zwei Hektar großen Cru-Lage Poggio Gualtieri. Alte Rebstöcke, eine rigorose Traubenselektion und die sechzehnmonatige Reife in Barriques und großen Holzfässern machen die Riserva zur absoluten Ausnahmeerscheinungen in der Rufina.
— Gotthard Scholz
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