Gardasee, Piemont, Toskana

Es ist kein Zufall, dass diese drei Regionen die Sehnsucht nach Italien verkörpern.
Wenn wir in Deutschland an einem skandinavischen Tisch zum asiatischen Essen einen argentinischen Sauvignon Blanc trinken, ist Regionalität ein schwammiger Begriff. Wie anders geht es da den Italienerinnen und Italienern. Nicht nur, dass sich dort die Form der regionalen und damit einzig wahren Pasta alle dreißig Kilometer verändert. Jedes Tal hat auch seine eigene weiße Rebsorte. Sehnsüchtig wollen wir teilhaben an dieser kulinarischen Verwurzelung – wohlwissend, dass wir sie nur borgen. 

Das Weingebiet San Martino della Battaglia ist gemessen an der Fläche Italiens ungefähr so groß wie ein Handtuch am Gardasee. Auch die Rebsorte Torfel gibt es unter diesem Namen nur hier am Südufer des Sees. Und doch strahlt der Torfel von Feliciana eine Größe aus, die sich wie selbstverständlich einreiht in die noblen Weine dieser Welt. 

Das Wunder des Piemonts: Keine seiner Weltgeltung genießenden Rebsorten hat es je geschafft, sich außerhalb der Region auf ähnliche Weise zu behaupten. Rebe und Terroir sind hier aufs Engste verwoben. Jüngster Spross dieses einzigartigen Phänomens ist die Arneis aus dem Gebiet Roero. Im Dialekt bedeutet Arneis »kleine Schwierige«. Wohl auch deshalb war sie fast ausgestorben. Doch seit einigen Jahren erfährt die uralte Rebsorte in der lokalen Gastronomie eine Renaissance. Es gilt als ungeschriebenes Gesetz, dass alles, was die Piemontesi selbst schätzen, andernorts nahezu vergöttert wird. 

Der Vermentino wurde in seiner Heimat lange vernachlässigt. Die Toskaner versuchten sich lieber – vergeblich – am Chardonnay. Mittlerweile haben sie erkannt, dass sie im Vermentino eine Rebsorte mit immensem Potential besitzen. Die besten Qualitäten stammen aus den küstennahen Hügeln der Maremma. Der Vermentino von Poggio Nibbiale hat den Sprung neu ins Rindchen- Programm spielend gemeistert. Den nächsten Sprung auf Ihre Menü-Tafel haben Vermentino, Torfel und Arneis mehr als verdient.

— Gotthard Scholz