Von Milch zu Honig

Jasci & Marchesani war das erste Bioweingut der Abruzzen.
Heute ist es das vielleicht Beste.
Als sein Vater Sebastiano in den siebziger Jahren den Job als Milchmann an den Nagel hing, um mit Ehefrau Federica Marchesani im Heimatdorf Biowinzer zu werden, war Nicola Jasci noch nicht geboren. Und die Grünen noch nicht gegründet. Es war die Zeit, als Bio ein einziges Statement im Glas war und so mancher Fehlton als Ausdruck von Wahrhaftigkeit galt. Nicola Jasci ist mit diesem Enthusiasmus der Pioniergeneration aufgewachsen und bisweilen noch heute von ihm erfasst. So verwendet er leichte, ressourcenschonende Flaschen, obwohl sich die schweren besser verkaufen. Doch ansonsten zählt im biologischen Weinbau längst nicht mehr der gute Wille, sondern die bessere Qualität. Als Nicola erstmals die Erträge reduzierte und noch grüne Trauben von den Reben schnitt, hat sein Vater drei Wochen nicht mit ihm gesprochen. Dann hat er gesehen, dass es gut war. 

Das Weingut Jasci & Marchesani hat den Sprung aus der Nische auf die große Bühne der Weinwelt vollzogen. Dabei setzt die Familie nahezu ausschließlich auf die autochthonen Rebsorten der mittelitalienischen Abruzzen. Eine der ältesten geschützten Herkunftsbezeichnungen für Rosato ist die DOC Cerasuolo d’Abruzzo. Gekeltert aus der Rebsorte Montepulciano, hat der Wein einen kraftvollen, kirschigen Antritt, der ihn weit aus dem Mittelmaß der Rosés heraushebt. Eine Renaissance erlebt gerade die fast vergessene weiße Rebsorte Pecorino. Mit ihrem brillanten Antritt, der Kräuterwürze und ihrer feinen Salzigkeit bringt sie die Nähe zum Meer direkt in den Gaumen. Und das ist es ja, was wir uns derzeit alle wünschen. 

— Gotthard Scholz