Rosé unter der Felswand

Die Coteaux Varois werfen eine schwer zu beantwortende Frage auf: Was begeistert mehr, die Landschaft oder die Rosés?
Wer Rosé liebt, stößt irgendwann auf die Coteaux Varois in der Provence. Und danach haben es alle anderen Weine schwer. In diesem Landstrich mit atemberaubenden Kalksteinfelsen, bizarren Abbruchkanten und ausgedehnten Bergwäldern liegen verstreut ein paar Hochtäler mit Weinbergen. Frühling und Herbst sind lang und selbst im heißen Sommer sorgen Fallwinde für kühle Nächte. Eine absolute Wohlfühlregion für Reben, die es mit finessenreichen und bestens strukturierten Rosés danken.

Bekannt in der Rindchen-Welt wurden die Coteaux Varois durch »L’Opaline«, unserem Flaggschiff unter den Rosés. Der Wein stammt von der legendären Hochebene Roquebrussanne, wo sich zahlreiche Winzergrößen abends auf einen Pastis treffen. Stets gesucht dabei ist Gilles Baude, Schöpfer des »L’Opaline«. Kaum einer vermag die extrem kargen, steinigen und kalkhaltigen Böden in so feinfühlige Pfirsichhautaromen zu gießen wie der »Winzer des Jahres 2020« im maßgeblichen Hachette-Weinführer. 

Einen vergleichbaren Ruf genießt Estandon. Diese Genossenschaft der anderen Dimension hat ihre Mitglieder auf ein rebenverliebtes und nachhaltiges Qualitätsprogramm eingeschworen, inklusive Weinbergsumwaldung, Bodenbelebung und Nachtlese. Chefönologin Catherine Huguenin hat einst Bildende Kunst studiert und lebt heute ihre kreative Ader in Ausnahmegewächsen wie dem »Révélation« aus. Dank der Wasseradern um das Bergdorf Seillons-Source-d’Argens kann Madame Huguenin dabei in brillanten Tonalitäten und feinverästelten Texturen schwelgen. Die Zeit ist reif für die einzig wahren Coteaux Varois.

- Gotthard Scholz