Bruno Paillard: Die genialen Champagner vom Winzer des Jahres!

Es klingt wie ein Märchen: In der stark protektionistisch geprägten , wo es über mehr als 100 Jahre niemand gewagt hatte ein neues Handelshaus zu eröffnen, traut sich 1981 ein blutjunger Mann, den etablierten, satten Großvermarktern Paroli zu bieten. Es ist Bruno Paillard, Sproß einer Familie, die zwar schon seit 1704 im Champagnergeschäft tätig ist, aber ohne eigene Produktionsstätte, geschweige denn eigene Rebberge. Zu dieser Zeit ist der gerade 27-jährige Bruno Paillard schon seit sechs Jahren als Weinmakler tätig – und erkennt eine entscheidende Lücke im Vermarktungsprozess: Keineswegs immer gehen die besten Trauben an die besten Produzenten. Da Paillard dank seiner Praxis und der familiären Erfahrung die besten Traubenbauern kennt, beschließt er die Gründung eines Champagnerhauses ohne Kompromisse: Nur das beste Rebmaterial darf es sein, die Verarbeitung soll ohne jegliche Konzession nach den höchstmöglichen Standards für die Produktion von Spitzenqualität erfolgen. Startkapital hat er keines: Also verkauft der junge Bruno sein Ein und Alles, einen historischen Jaguar Mark II und steckt das Geld in die ersten eigenen Traubenkäufe. Nur die kostbare erste Pressung des Mostes verwendet Paillard für "seine" Champagner, der Rest geht an die Großvermarkter. Schon die Einstiegsqualitäten reifen mindestens drei Jahre vor dem Degorgieren in der Flasche, die Dosage ist immer außerordentlich niedrig, da die Substanz der exzellenten Grundweine ein "Überschminken" gänzlich überflüssig erscheinen lässt.

Der junge Mann hat Glück: Schon 1988 wird der berühmte englische Weinkritiker Hugh Johnson auf diese ungewöhnlichen neuen Qualitäten aufmerksam, die dort in Reims entstehen und schreibt: "Kleines, aber prestigevolles junges Champagnerhaus mit hervorragenden, seidenweichen Weinen". Mittlerweile besitzt Monsieur Paillard immerhin rund 28 Hektar eigene Rebberge, davon gut 60% Grand-Cru-Lagen, womit ein Drittel des Traubenbedarfs gedeckt wird. Der Rest stammt von handverlesenen Vertragswinzern, die nach seinen strengen Kriterien produzieren. Rund 500.000 Flaschen produziert Bruno Paillard im Jahr – das ist weniger als ein Hundertstel der rund 65 Millionen Flaschen, die der größte Champagnerfabrikant jährlich auf den Markt bringt. Aber diese Flaschen werden in den feinsten Häusern getrunken – so schwört der international erfolgreichste Spitzenkoch Joel Robuchon, dessen weltweites Gastronomie-Imperium sagenhafte 18 Michelin-Sterne schmücken, auf die Paillard-Champagner. 2011 schließlich wird Bruno Paillard die wohl prestigeträchtigste Auszeichnung zuteil, die in Deutschland im Weinsektor zu vergeben ist: Die renommierte Zeitschrift "Feinschmecker" kürt ihn als ersten Champagnererzeuger überhaupt zum "Winzer des Jahres". Verdienter Lohn für ein fulminantes Lebenswerk, dem wir einige der besten prickelnden Tropfen verdanken, die unseren Planeten bevölkern.

Gerd Rindchen

(WeinNews Dezember 2011)