Ohne Filter

Die Sterne leuchteten hell über dem rheinhessischen Bermersheim und Christian Peth folgte ihnen in jungen Jahren nach Chile, Australien und in die USA. Lohn dieser Erfahrungen: Seit diesem Jahr prangen erstmals Vier Sterne auch an seinem Weingut.

Christian, Du sagst, Dein Weinstil ist international inspiriert. Was heißt das?
Ein guter Wein hat nach meiner Überzeugung viel Körper. Ich mag es nun mal fett. Da wir hier keine kalifornische Sonne haben, nähere ich mich dem Ganzen mit traditionellem Handwerk an: geringe Erträge, späte Lese, lange Reifezeit – gern im Holzfass. Das Ergebnis ist dann allerdings Bermersheim pur. Es geht ja nicht um Kopie sondern um Inspiration.

Deine Premium-Linie "Unfiltered" zeigt Dich also ungeschminkt?
Kann man so sagen. Die Weine werden unfiltriert abgefüllt, weil ich ihnen nichts antun möchte, was ihnen nicht guttut. Während der Fassreife bilden sich sehr komplexe Aromaverbindungen, die für mich das Herzstück des Geschmacks sind. Beim Filtrieren brechen diese Verbindungen auf: Frucht, Säure, Barrique stehen nebeneinander. Filtern soll ja verhindern, dass die Weine in der Flasche hochgehen, also nachgären. Wenn Du im Keller sauber arbeitest, braucht es das nicht. Dafür muss man gelegentlich einen minimalen Anflug von Trübung in Kauf nehmen.

Welche Rolle spielt das Barrique?
Bei Sauvignon und Riesling kommen neben dem Stahltank auch vielfach gebrauchte Barriques zum Einsatz. Da geht es mir um die Fülle und den Schmelz, die eine offene Vergärung und Reife im Fass bewirken. Anders beim Chardonnay. Hier setze ich ganz bewusst auf die Aromen der neuen Barriques.

Warum verzichtest Du bei Deinen Spitzenweinen auf Lagenbezeichnungen?
Mir ist die Freiheit wichtig, die besten Trauben für die "Unfiltered"-Weine zu verwenden. Die kommen zwar meist aus meinen ältesten Weinbergen, aber je nach Jahrgang nicht ausschließlich. Die Böden in unserem Teil Rheinhessens sind sich alle sehr ähnlich. Hier eine einzelne Lage herauszustellen, finde ich nicht gerechtfertigt. Überhaupt leuchtet mir diese ganze Verengung des Terroir-Begriffs auf den Boden nicht ein. Als Winzer arbeite ich mit Rebsorte, Klima, Jahrgang, Kellertechnik und auch mit dem Boden. Alle diese Komponenten denke ich immer vom Geschmack her. Denn einzig um den geht es.

— Interview Gotthard Scholz