Alle in den Weinberg! - Familie Fogt

Ob man auf alle zählen kann, weiß man erst, wenn es kritisch wird. 2011 war nicht so einfach, aber die Familie Fogt hält zusammen wie Pech und Schwefel.

Zu unseren faszinierendsten Neuentdeckungen der letzten Jahre zählt zweifelsfrei das Weingut Fogt aus dem – noch – weitgehend unbekannten Badenheim. Fast aus dem Nichts haben die Fogts ihr Heimatdorf ins Bewusstsein der Weingenießer gerückt. Das ist kein Zufall, denn hier kommen einige glückliche Umstände zusammen: Eine tolle, harmonische Winzerfamilie, in der zwei Generationen das ganze Jahr über vertrauensvoll zusammen arbeiten. Zweitens über Jahrhunderte gewachsene, profunde Kenntnisse, welche Rebe wo die besten Standortbedingungen vorfindet. Und schließlich ein ganzes Jahr harte und kompromisslose Arbeit im Weinberg.

Im entgegen den offiziellen Verlautbarungen durchaus nicht unproblematischen Jahrgang 2011 haben Vater Karl-Heinz und Sohn Georg Fogt, der mittlerweile nach seinem Önologiestudium und internationaler Ausbildung die Verantwortung im Keller übernommen hat, für ihre "Flaggschiff-Weine" alle Register gezogen – und die bislang besten Gewächse der Weingutsgeschichte erzeugt. Das begann schon mit der "Grünen Lese": Dabei schnippelten die Fogts während der Ruhephase die Rebstöcke so zurück, dass jeweils nur noch ein Trieb übrig blieb. Im Sommer griffen sie nochmals zur Schere und entfernten einen Teil der noch ganz winzigen, grünen Trauben. Am Ende blieb ein überaus geringer Ertrag mit wenigen, aber hoch konzentrierten Beeren.

Eine kritische Phase war 2011 die feuchtwarme erste Septemberhälfte, die vielerorts zu Fäulnisproblemen führte. Hier ging zweimal die ganze Familie Fogt inklusive Mutter und Schwester durch die Rebberge und entfernte akribisch alle faulen Beeren. Die Belohnung folgte dann Ende September und in einem "Goldenen Oktober" mit warmen, trockenen Tagen und kühlen Nächten. Dabei konnten die kerngesunden Beeren voll ausreifen.

Im Keller entschloss sich Georg Fogt für diesen Jahrgang bei seinen weißen Gewächsen zu einer mehrstündigen Maischestandzeit, um die volle Aromatik herauszuarbeiten und beließ die Weine anschließend im Fass sehr lange auf der Feinhefe. Das Ergebnis: Großartige Tropfen, in denen sich die engagierte Arbeit einer harmonischen Winzerfamilie widerspiegelt.

Gerd Rindchen

(WEIN NEWS Juli 2012)