Doppelspitze mit Joker

Bodegas Heras Cordón, Bodegas Prado Rey und Finca Rio Negro

Zur und der , den beiden Granden des Tempranillos, gesellt sich ein Newcomer.

Endlich! Die spanische Doppelspitze spielt wieder Traumfußball. Gemeinsam haben die Regionen Rioja und Ribera del Duero die spanische Edelrebe Tempranillo an die Weltspitze geführt. Doch dann kam eine Phase, in der sie in einer Art Überbietungswettbewerb derart massiv zum Barrique griffen, bis man den Wein vor lauter Eichenbäumen nicht mehr sah. Gott sei Dank lassen immer mehr Weingüter den Hobel wieder fallen.

Bei Heras Cordón in der Rioja leitete die Önologin Alexandra Schmedes eine wie sie es nennt "neoklassische Wende" ein: Volle Konzentration auf den Weinberg und ein sorgsames Reifen – nicht Würzen! – des Weins im kleinen Fass. So entstehen Riojas von vollendeter Eleganz wie die Crianza "Vendimia Seleccionada". Ein radikales Umdenken findet auch bei Prado Rey in der Ribera del Duero statt. Dort rief Fernando de Rivera eine "zweite önologische Revolution" aus: Klassifizierung der Lagen, Spontanvergärung der Weine und die teilweise Abkehr von der traditionellen amerikanischen hin zur edleren französischen Eiche. Letztere stützt den Wein nicht nur subtiler, sie poliert auch die Fruchtnoten in der Crianza aus der Lage Valdelayegua atemberaubend schön heraus.

Dass die Doppelspitze wieder zu großer Form aufläuft, liegt nicht zuletzt am Druck von Jokern wie dem Weingut Río Negro. Im Nirgendwo der Hochlagen des Ayllón-Gebirges nördlich von Madrid hat Winzer Victor Fuentes jungfräulichen Boden mit Tempranillo und Syrah bestockt. Sein nach den Höhenmetern benannter Rotwein "992" hat Finesse, Coolness und einen ungemeinen Zug zum Gaumen.

Gotthard Scholz
WEIN NEWS Juli 2020