Feinstes von Adresen: 82er Colheita Port

Unter den Freunden von tobt seit Jahrzehnten ein Glaubenskrieg, welche der Herstellungsvarianten vorzuziehen sei: Die neue der in der Flasche reifenden Vintage-Ports, tiefdunkel, fast schwarz, schwer und süß - das ist die große Mode seit die Parker-Fraktion weltweit die Weinmedien kontaminiert. Oder die traditionelle der Colheita-Ports, die Jahre, oft Jahrzehnte, im Fass schlummern. Grazil, bernsteinfarben, mit feinnuancierten, vielschichtigen Aromen.

Wie Sie meiner superobjektiven Darstellung unschwer entnehmen können, neige ich zu der Variante 2: Für mich ist die Inkarnation des Ports ein klassischer Colheita, denn die Finesse, die leise Melancholie, die Weisheit, die in einem solch edlen Stoff steckt, der über Jahrzehnte im Fasse schlummernd die verschiedensten Einflüsse aufgenommen hat – das ist ein einmaliges Vergnügen für die Sinne. Zusätzlicher Vorteil: Ein Colheita Port hat seine Oxydation schon im Fass hinter sich – Sie können ihn also wochenlang offen stehen lassen, während Sie einen Vintage Port an maximal zwei Abenden niedermachen sollten. Erfreulicherweise haben wir einen der besten Colheita Ports der Welt im Programm – und zwar zu einem unschlagbaren Preis: Die Rede ist vom 82er vom "Colheita King" Carlos Flores von Andresen, einem der letzten Portweinerzeuger in Familienbesitz und nicht im Würgegriff internationaler Getränkemultis. Der 82er ist jetzt perfekt gereift, bietet eine mehr als beeindruckende Vielschichtigkeit und bewegt sich nicht etwa, wie etliche seiner gleichrangigen Mitbewerber, im knapp dreistelligen Preisbereich. Viel Spaß beim Entdecken eines großen Genusses!

Gerd Rindchen
(WeinNews November 2010)