Zwischen den Meeren

Sanfter als die Gezeiten von Adria und Ionischem Meer
sind nur die weichen wie reichhaltigen Roten,
die in dem Landstrich dazwischen entstehen.
Schon um 23 v. Chr. würdigte der bedeutende römische Dichter Horaz in einer Ode die Trauben aus der Gegend um Tarent. Dann folgte eine längere Durststrecke. Bis vor gut 15 Jahren wurde der Salento höchstens als Herkunft für den Mittagswein geduldet. Doch Italiens Stiefelabsatz – idyllisch eingebettet zwischen dem Ionischen Meer im Westen und der Adria im Osten – hat eine märchenhafte Wandlung hinter sich. 

Zu verdanken ist dies den wunderbar weichen wie charakterstarken heimischen Rebsorten. Und Winzern wie Giuseppe Papadopoli. Der erkannte die Zeichen der Zeit und wagte den Schritt in die Selbständigkeit, nachdem er sich sein Leben lang um die Trauben anderer gekümmert hatte. Mit Anfang 50 kein leichtes Unterfangen im strukturschwachen Apulien. 2005 füllte er schließlich eigene Weine. Das Weingut taufte er »Giustini«, benannt nach den Gefilden seiner ersten Weinberge. Er setzt konsequent auf Negroamaro und Primitivo. Damals nur echten Trauben- Tifosi bekannt, heute absolute Exportschlager. 

Seine Bestseller hören auf den schönen Namen »Vecchio Sogno« – alter Traum – und erzählen in zwei Worten die Geschichte von Papadopoli. Die geht zum Glück noch weiter, denn mittlerweile sind seine Söhne an Bord. Dass auch die Jugend imstande ist, Visionen zu verwirklichen, beweisen die Brüder mit ihrem »Ad Hoc« Primitivo di Manduria. Dieser Superlativ der Traube gilt als Grand Cru Apuliens und lässt auch uns von der Macchia tra due Mari träumen, der wunderschönen Landschaft zwischen den Meeren. 

— Roman Bergold