Vive le Sud
Was macht den französischen Süden aus der Ferne erlebbar?
Natürlich Chansons – und sonnensatte Bio-Weine aus dem Languedoc.
Wenn man dem großen Sänger und Komponisten Nino Ferrer Glauben schenken darf, dauert im Süden die Zeit einfach länger. Das Leben fühlt sich da schon mal nach einer Million Jahren an. Vor allem im Sommer. Und ja, Recht hat er. Ich war dort und kann’s bezeugen. Was mir dabei neben einer längst vergangene Amour Fou auf dem Campingplatz von Sète auf ewig in Erinnerung bleibt, ist der Duft der Rotweine. Wenn Weichselkirschen, Erdbeeren, Oliven, Lavendelfelder und die Kräuter der Garrigueaus dem Gals emporsteigen, steht die Zeit still.
All das finden wir in den Weinen des Minervois. Mit einem Schuss Extraklasse fein garniert vom Château St. Jacques d‘Albas. Deren als klein titulierter "Petit Saint Jacques" spielt ganz groß auf, wird von der Kritik hoch gelobt und hat bei Rindchen eine ernstzunehmende Fangemeinde. Das biologisch arbeitende Weingut braucht den Vergleich mit berühmteren Erzeugern nicht zu scheuen. Nur bei der Preisentwicklung hinkt das Château erfreulicherweise hinterher.
Dies trifft auch auf Virgile Joly zu. Er ist Präsident der ebenso unbekannten wie klitzekleinen Appellation Saint-Saturnin-Languedoc mit insgesamt neun Produzenten. Sein Keller liegt großteilsunter der Erde, der natürlichen Dämmung wegen. Er setzt auf den Ausbau im Beton, um den Sortencharakter und die saftige Frucht erhalten. Dem "Joly Rouge" gelingt dies auf verführerische Weise.
Beim ersten Glas läuft noch "Le Sud" von Ferrer. Beim dritten dann "Ensemble" von Aliocha Schneider und man schließt die Augen. Jetzt sind wir in Südfrankreich. Schöner kann man nicht in den Sommer starten.
— Roman Bergold
Weine zu dieser WEIN NEWS
Château St. Jacques d'Albas
"Le Petit Saint Jacques" Rouge
2022
Frankreich
Languedoc-Roussillon
rot
Bio