Die wunderbaren Weine des Stephan W.

Vom Hügelland zur Waterkant

Zum ersten Mal aufmerksam auf das Werden und Wirken des Stephan Wernersbach wurde ich bei einer kleinen Weinmesse in Hamburg: "Stuart Pigotts Entdeckung des Jahres 2011" stand voller Stolz auf einer straff gehissten Flagge am schlichten hölzernen Probierstand. Nun halte ich von Meister Pigott, einem renommierten Weinjournalisten und Buchautor, eine ganze Menge, was seine sensorischen Fähigkeiten angeht. "Dann wollen wir doch mal schauen, was es da so zu entdecken gibt" murmelte ich also unternehmungslustig und schritt spornstreichs zum Verkosten.

Das Ergebnis: Große Begeisterung! Stephan Wernersbach, der eigentlich Chorleiter und Bassbariton ist und beim Bistum Mainz jahrelang Kirchenmusik studierte, schafft es auch in seinen Weinen, eine ganz eigene Brillanz und einen sinnlich-lockenden Spannungsbogen aufzubauen, der die Riege unserer Spitzenerzeuger um eine neue, faszinierende Klangfarbe bereichert. Und so wurde natürlich bei unserer ersten Einkaufstour des neuen Jahres für Sie der junge Shooting Star im pulsierenden Dittelsheim-Hessloch, eine der verkannten Perlen des rheinhessischen Hügellandes, angesteuert. Fazit: Auf die ohnehin schon ausgezeichneten 2011er-Weine setzen die großartigen 2012er noch mal einen drauf! Basis dafür sind extrem karge Kalksteinlagen, auf denen Stephan zwar nur minimale Erträge generiert, dafür aber ungemein ausdrucksstarke Weine gewinnt. "Unsere Lagen sind so karg, dass ein neu gepflanzter Rebstock nicht die üblichen drei Jahre, sondern eher 5–6 Jahre braucht, bis wir das erste Mal Trauben ernten können" erzählt der junge Winzer.

Straffheit, Klarheit, bisweilen Introvertiertheit und sogar eine leichte, ungemein animierende Salzigkeit sind Merkmale seiner Weine – wie kein Zweiter versteht er es, diese brillante Typizität der Hesslocher Lagen in die Flasche zu bannen. Die besten Gewächse von und hat er sich zum Vorbild genommen. Das merkt man: Denn geglückt ist ihm ein einmaliger Brückenschlag, der die Verspieltheit und den Nuancenreichtum der besten Weine von dort mit einer würzigen, kraftvollen rheinhessischen Geerdetheit zu verbinden weiß. Ich wünsche Ihnen ganz viel Spaß mit unserer neuesten deutschen Winzerentdeckung – Sie werden begeistert sein!

Gerd Rindchen

(WEIN NEWS März / April 2013)