Barock'n'Roll

Bodegas Francisco Casas

Die Bodegas Francisco Casas erteilen uns Nachhilfe in Sachen barocke Weine, Hedonismus und Tempranillo.

Ein Gemälde von Peter Paul Rubens – "Pintura de Rubens" – so nennt die Winzerfamilie Casas das Aushängeschild ihrer Camparrón-­Serie. Und tatsächlich handelt es sich bei dem Tropfen um eine echt barocke Rubensfigur: Voller Körper und weiche Rundungen sowie üppige Frucht und Kräuteraromen wissen zu betören.

Fürwahr sind die Weine des kleinen Anbaugebietes DO in Spaniens Nordwesten meist einen Tick kräftiger, konzentrierter, ja intensiver als jene  der berühmten Nachbarn in der . Wenig verwunderlich, dass diesen opulenten, fast sinnlichen Tropfen durchaus ein barocker Touch zugesprochen wird. Früher waren jedoch Weine mit 16 oder 17 % Alkohol keine Seltenheit. Derartiges ging in deutschen Landen schon fast als Likör durch. Doch diese Zeiten sind gottlob Geschichte.

Unweit der portugiesischen Grenze, im beschaulichen 1000 Seelen fassenden Örtchen Morales de Toro produziert Patron Eduardo Casas zeitgemäße harmonische Hochkaräter aus der lokalen Rebsorte Tinta de Toro. Sie ist eine der ältesten und würzigsten Spielarten des – der spanischen Edelrebe schlechthin. Also eher Rock’n’Roll denn Barock? Ganz klar beides. Neue Schule und Tradition in trautem Einklang. Die Grundpfeiler für höchste Qualität sind hierbei alte Rebstöcke, extrem niedrige Erträge, ausschließlich Handlese und schonender Traubentransport in kleinen, lediglich 20 Kilogramm fassenden Kisten sowie modernste Kellertechnik.

Spätestens seitdem auch Weinpapst Robert Parker Rebsaft aus dem kleinen Toro mit vollen 100 Punkten geadelt hat, gilt der Wandel vom Geheimtipp an die Spitze als vollzogen. Mit ihren Camparrón ­Weinen gelten die Bodegas Casas als eine Top­ Adresse in der Region, die preislich bodenständig geblieben ist. Man kann sich also für schmales Geld quasi einen waschechten Rubens anschaffen. Wer es nicht ganz so üppig mag, dem seien die etwas schlankeren Zeitgenossen der barocken Riege ans Herz gelegt. Wenn man den feineren Pinselstrich Jan Vermeers oder Rembrandts präferiert, darf man sich die grandiose Crianza oder die wundervolle Selección gönnen. Für hedonistische Naturen haben wir gar ein schmuckes Paket mit allen dreien geschnürt.

Roman Bergold
(WEIN NEWS Dezember 2018)