Ein Tempel für den Tempranillo

Domeco de Jarauta

Die Bodegas Domeco de Jarauta aus der altehrwürdigen Rioja Baja huldigen der spanischen Paraderebe auf kreative Weise.

Wenn es einen Ort in der Weinwelt gibt, der etwas Sakrales ausstrahlt, dann ist es wohl die . Hier, in der ehrwürdigen Region am nordspanischen Jakobsweg, atmet man jahrhundertealte Geschichte und erfreut sich an herrlich antiquierten Etiketten. Neben Burgund oder ist dies wahrscheinlich der einzige Landstrich des Planeten, der auch äußerst traditionalistischen Weinkennern ein anerkennendes Nicken entlockt.

Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Qualitätsregularien der Rioja deutlich strenger sind als in anderen spanischen Weinregionen.

Schon beim fruchtbetonten Einstiegswein Joven greift ein Statut, das den Umfang des Alten Testaments hat. Die nächste Stufe, die Crianza, wird gerne als die Visitenkarte des Hauses bezeichnet. Sie kommt frühestens zwei Jahre nach der Lese in den Handel und hat da schon ein Minimum von zwölf Monaten in 225 Liter fassenden Eichenfässern verbracht.

Um in den Genuss einer roten Reserva zu kommen, müssen sich Weinfreunde dann wenigstens 3 Jahre in Geduld üben. Hierbei lagert der Wein mindestens ein Jahr in den kleinen Barricas, überdies ist eine Mindestreifezeit von sechs Monaten in der Flasche verpflichtend.

Man ahnt es, die Diskussion, welche Fässer wie, warum und wo zum Einsatz kommen, wird in der Rioja mit besonders religiösem Eifer geführt. Während klassischerweise amerikanische Weißeiche vorherrscht, experimentiert man bei Lar de Sotomayor vornehmlich mit französischer, aber auch – oh, welche Sünde! – mit rumänischer und russischer Eiche.

Patrón José Vicente Domeco de Jarauta Senior legitimiert diese Blasphemie: "Solche europäischen Hölzer sind für neue Nuancen bei der Reifung ausgezeichnet." Ergo weniger Vanillebombe und Kokostöne, dafür mehr Frucht und kräuterwürzige Noten.

Der Wein lagert in einem 700 Barriques fassenden Bau mit kathedralenhaftem Ambiente.

Der Grundriss der 1995 neuerbauten Bodega erinnert an eine Kreuzkirche im romanischen Stil und auf das Rosettenfenster im "Mittelschiff" wäre so manches Erzbistum neidisch. "Wir wollten einen Ort schaffen, der dem Wein ein Raum der Ruhe ist und den Menschen einen Tempel des Genusses bietet", erklärt José Vicente Domeco de Jarauta Junior. Wir jedenfalls sind begeistert von den Kreszenzen aus diesen heiligen Hallen, die uns gar himmlische Freuden verheißen.

Roman Bergold
(WEIN NEWS Februar 2019)