Der Traum vom eigenen Feuer

Bodegas Asenjo & Manso

Ein Glück, dass Gott die Frau schuf – Asenjo & Manso erzeugen Tempranillos in Reinform

Wenn sich einer nicht damit begnügt, Teil einer Legende zu sein, dann muss er schon reichlich Chuzpe haben. Jesus Asenjo ist so einer. Seine Familie zählte zu den wenigen Auserwählten, die Trauben an Vega Sicilia lieferten, dem wohl berühmtesten und lange auch teuersten Weingut Spaniens. "Klar war das gut, im Winter am Ofen des großzügigen Patenonkels zu sitzen", sagt Jesus Asenjo. "Aber wie das so ist: Du träumst halt vom eigenen Feuer!" Ein sehr realistischer Traum, sind die Asenjos doch im Besitz von uralten Rebstöcken auf 820 Meter Höhe in den absoluten Kernlagen der . Einziges Handicap war das fehlende Knowhow in der Weinbereitung – aber so ein Kellermeister würde sich ja wohl finden lassen. "Männliche Kandidaten lächelten nur milde", erinnerte sich Jesus Asenjo. "Ich redete begeistert von Chancen, die hörten nur Risiko. Und dann kam Natalia!" Eine Nacht hat er sich ausgebeten, gut geschlafen und dann die junge Önologin Natalia Calleja ins Boot geholt. Seit 2004 sind die beiden nun ein Team von unbändiger Schlagkraft.

So neu die Geschichte des Weinguts auch klingt, liegt die eigentliche Größe der Bodegas Asenjo & Manso in der Tradition. Wenige Wein- baugebiete boomen so wie die Ribera del Duero. Alles, was irgendwie als Acker taugt, wird von Großinvestoren (und männlichen Kellermeistern!) mit Reben bestockt und die häufig mangelnde Traubenqualität mit viel Neuholz-Aroma aus dem Barrique übertüncht. "Unser jüngster Weinberg ist 20, der älteste 120 Jahre alt", sagt Jesus Asenjo. "Wir leisten uns den Luxus, die Weine einfach nach Tinta Fina, der hiesigen Spielart des , schmecken zu lassen." Wir finden: So viel Luxus muss sein!

Gotthard Scholz
(WEIN NEWS August 2018)