Die Weine von der fröhlichen Gestalt

Jesús del Perdón

Es ist an der Zeit, eine Lanze für eine Region  zu brechen, die viel mehr zu bieten hat als  gescheiterte Ritter: La Mancha.

Eines der größten Missverständnisse der europäischen Geschichte muss endlich aufgeklärt werden: Dass nämlich in der spanischen Region ein Grundton der tiefen Trauer herrscht. Natürlich ist das die Schuld von Miguel de Cervantes, der 1605 mit Don Die Weine von der fröhlichen gestalt Quijote eines der wichtigsten Werke der Weltliteratur schuf. Bis heute überlebte "der Ritter von der traurigen Gestalt" – und als geflügeltes Wort sein Kampf gegen Windmühlenflügel. Aber ein genauer Blick beweist: von wegen traurig – herausfordernd ist das richtige Wort für die berühmte spanische Hochebene. Im Sommer überschreitet die Temperatur nämlich gerne mal die 40°C, im Winter rauscht das Thermometer nicht selten in frostige Regionen. Was den Menschen nervt, freut die Weinrebe, die hier wunderbare Bedingungen vorfindet.

Wer es nicht glaubt, sollte sich zwingend das im Mai besonders günstige Paket "Fröhliche Gestalt" zulegen: Der Mundo Blanco ist sowas von fidel; und der Tinto ein echtes Feierbiest. Beide kommen von Jesús del Perdón, was – ein weiteres Missverständnis – nicht der Name eines wackeren Winzers ist, sondern einer 700­köpfigen Winzergenossenschaft. Gut 70 Winzer dieser 1954 gegründeten Vereinigung haben sich dem Weinanbau verschrieben und Spitzenberater und ­önologen ins Team geholt. Sie waren damit in der Pioniere, die weit vorausdachten und sogar schon von allerhöchster Stelle ein ungewöhnlich dickes Lob einheimsten: Kein geringere als der Großkritiker Robert Parker vergab mal 90 Punkte für den roten Mundo, was in dieser Preisklasse eine Sensation ist. Die La Mancha – immer für eine Überraschung gut!

Wendelin Niedlich
(WEIN NEWS Mai 2018)