Rolling Stones

Vigneti Reale

Damiano und Amedeo Reale rocken die Weinszene mit Primitivo und Negroamaro

Die Winzerbrüder Reale scheinen ein Faible für Steine zu haben, stehen doch bei der Namensgebung ihrer Weine stets alte Gemäuer Pate. Ihr "Norie" ist nach einem Dialektwort für Mühlsteine benannt, der "Rudiae" nach einer antiken Ausgrabungsstätte und der "Santa Croce" nach einer Kirche. Gönnen wir ihnen diese Marotte, solange sie diese Steine auf dem Gaumen weiter mit so unglaublichem Groove ins Rollen bringen. Denn darauf verstehen sich die beiden wie niemand sonst im Salento, dem Stiefelabsatz . Das begann schon, als die Reales die herunter gerockte örtliche Genossenschaftskellerei kurzerhand übernahmen und mit Blut, Schweiß und wohl auch Tränen aus halben Ruinen das heutige Vorzeigeweingut schufen.

Dabei war ihnen das Glück des Tüchtigen hold. Just zu dem Zeitpunkt, als sie die ersten Flaschen füllten, begann der kometenhafte Aufstieg der Rebe mit der samtenen Stimme: . Viele wollten profitieren vom Ruhm des neuen Stars. Die einen pimpten ihn mit Süße auf, die zweiten spülten ihn im Keller extraweich, die dritten verpassten ihm pompöse Etiketten. Die Fratelli Reale versuchten es zur Abwechslung einfach mal mit Qualität. Und, was soll man sagen: Geht doch! Ihr Rudiae ist – obwohl es günstigere Alternativen gibt – der beliebteste Primitivo in unserem Sortiment.

Mindestens so spannend ist der , die zweite autochthone Rebsorte . Aromatisch steht sie für einen hochattraktiven Mix aus Beeren- und Wildblütennoten, wie es die Reales mit dem Norie in reinster und schönster Form vorführen. Deutlich mehr Druck entwickelt der Negroamaro, wenn er sich mit der dritten Lokalrebe Malvasia Nera und dem kleinen Eichenholzfass zur Salice Salentino Riserva "Santa Croce" formiert. Der opulente Rotwein besitzt nicht nur ordentlich Lagerpotenzial, sondern auch die Gabe, einen verregneten Ruby Tuesday in eine rauschende Feier zu verwandeln. Wie die namensgebende Basilika Santa Croce in Lecce, deren Rosenfenster sich auf dem Etikett findet, ist auch der Wein ein herausragender Vertreter des allerüppigsten geschmacklichen Barocks. Womit wir zumindest lautmalerisch wieder beim Rock gelandet wären.

Um es mit den Worten der Rolling Stones zusammenzufassen: It’s only Rock&Wine but I like it.

Roman Bergold und Gotthard Scholz
WEIN NEWS September 2019