GERDS WELT - Trinkreihenfolge am Abend

Wenn des Abends Menschen andere Menschen zum Mahle bitten wird generell gerne kolportiert, dass man die Abfolge der Gewächse hin von weiß zu rot und von leicht zu schwer gestalten sollte. Das ist grundsätzlich nicht ganz falsch, weil sich ein kraftvollerer auf einen leichten Wein besser präsentiert als umgekehrt. Außerdem hat es – in aller Regel – ein Weißwein nach einem Rotwein schwerer, sich gegen die Gerbstoffe im Gaumen durchzusetzen. Konsequent durchgezogen führt das aber zu folgendem:

Der Abend beginnt mit beschwingten, leichten Weißen, dann wird es kräftiger, dann kommen die Roten, die werden auch immer schwerer und schwerer – und am Ende hängen alle, schier erschlagen von der Wucht der wertvollen Weine, mehr oder weniger narkotisiert in der Ecke. Und die am Beginn des Abends so sprühende Konversation erlahmt zusehends.

Was also tun? Mein Tipp: Durchbrechen Sie nach dem Hauptgang die Konvention!

Legen Sie Ihren Gästen nahe, nach dem letzten, kräftigen Rotwein einen großen Schluck Wasser und etwas Brot zu nehmen – das neutralisiert und erfrischt den Gaumen. Sorgen Sie ohnehin dafür, dass immer ausreichend, vorwiegend stilles, Mineralwasser bereitsteht. Und dann bieten Sie denjenigen, die Lust darauf haben, nach dem letzten kräftigen Rotwein einen schönen, spritzigen, und belebenden Weißwein an. Sie werden es erleben: Ihre Gäste werden schlag artig wieder munter, die Gespräche fließen frohgemut dahin und der Abend kann noch lange seinen harmonischen Verlauf nehmen.

Es grüßt Sie herzlich
Gerd Rindchen
(WEIN NEWS September 2017)

POST SCRIPTUM
Und was funktioniert noch besser nach dem Essen?
Perfekt ist immer ein belebender Champagner, Cava, Crémant oder Winzersekt. Mein aktueller Belebungsfavorit ist der ultrageniale 2015 Cava brut nature von Castellroig – großartig!