Von Federn und Nilpferden

Domaine la Colombette

Plume bedeutet Feder. Mit gerade mal 9% Alkohol schwebt sie in weiß, rot und rosé dahin.

Ein Federchen flog über Land, ein Nilpferd schlummerte im Sand. Seit der 3. Klasse schwirrt mir diese Zeile von Ringelnatz durch den Kopf – und endlich passt sie mal. Die Hippos unter den Weinen sind zwar oft lecker, aber unversehens wird man müde und schlummert hinweg. Gefährlich ist das gerade jetzt bei den jungen Weiß- und Roséweinen. Unschuldig fruchtig und gut gekühlt lassen sie einen die hohen Alkoholdrehzahlen gar nicht merken. Da lob' ich mir unsere alkoholreduzierten "Plume" – die Federchen, die einen beschwingt durch den Abend fliegen lassen.

Die große Kunst von Vater und Sohn Pugibet liegt darin, ihren "Plume"-Weinen nachträglich zwar einen Teil des Alkohols, nicht aber die Aromen zu entziehen. Dabei legen die Pugibets die Messlatte extrem hoch. Schließlich haben die beiden einen Ruf zu verlieren: Ihre Domaine la Colombette zählt zur Spitze der Weingüter Frankreichs und hat bereits zweimal die Goldmedaille bei der elitären "Chardonnay du Monde" davongetragen. Mit einer hohen Stockdichte, wie sie sonst nur auf Nobelgütern im Burgund zu finden ist und einer Ertragsreduzierung auf eine einzige Traube pro Stock erlangen die Pugibets eine geschmackliche Intensität, die auch bei wenig Alkohol für nachhaltigen Genuss sorgt. Wenn diese Federn Ihren Gaumen kitzeln, ergeht es ihnen wie in Ringelnatz Gedicht: Das Nilpferd öffnete den Rachen und musste ungeheuer lachen.

 

Gotthard Scholz
(WEIN NEWS Mai 2017)