Gold aus dem Paradies

Vignerons de Cascastel

Die Winzer von Cascastel können sich vor Medaillen kaum retten. Kein Wunder, ballen sich um den Ort doch Top-Lagen des Languedoc.

Eigentlich vermisst man kein Gold im südfranzösischen Vallée du Paradis. Zumal im Frühling dem Durchreisenden ein Café und ein Glas Rotwein Wunsch genug sind. Für alles andere sorgen die gelb blühenden Mimosen, die von der Garrigue umrahmten Weinberge und die das wahrhaft paradiesische Tal umgebenden Hügel. Max Saury – offenes Hemd, braungebrannt und auf eine Art muskulös, wie sie nur körperliche Arbeit formt – sieht das naturgemäß anders. Der Präsident der Winzer von Cascastel, einem Dorf mit zweihundert Seelen, sagt: "Auf unseren kargen Kalkböden wächst einfach nichts anderes als Reben. Wir haben die Alternative, es gut zu machen oder zu lassen. Also machen wir es gut." Mit dieser glasklaren Haltung brachte es Cascastel zu einem der meistprämierten Weingüter des Languedoc.

Durch die Weinberge um den Ort zieht sich eine für Außenstehende nicht zu erschließende Grenze zwischen den Appellationen Fitou AOP und Corbières AOP. "Die beiden sind nur zum Teil geografi sch exakt getrennt", erklärt Max Saury. "Meistens geht es um die Qualität. In den besten Parzellen oder aus den besten Trauben entsteht Fitou, aus den sehr guten Trauben Corbières."

Die Rebsorten sind dieselben: Carignan, Grenache und Syrah. Die dritte Herkunftsbezeichnung ist Vallée du Paradis IGP. In ihr können zusätzlich noch nicht-traditionelle Rebsorten wie Merlot die Cuvée bereichern. Welche Medaillen ihm denn die liebsten sind, fragen wir Max Saury. "Die großen Wettbewerbe verkaufen besser", lautet die Antwort. "Aber die regionalen sagen dir, wie gut dein Wein ist. Da wissen die Juroren, was sie beurteilen!" In jedem Fall bedeutet Gold aus dem Paradiestal geradezu verbotene Genüsse.

— Gotthard Scholz
(WEIN NEWS Februar 2021)