Die Strategie der Schwarzen Erde

Serre Romani und Domaine La Tour Penedesses

Schwarze Böden in mediterraner Hitze. Laurent Pratx und Alexandre Fouque müssen sich ihre wunderbar opulenten Weine auf Schiefer und Basalt hart erkämpfen.

Terroir im Wein entlockt einem kein gefälliges "Mmmh", sondern ein begeistertes "Wow". Der Begriff steht für Charakter und Größe. Terroir muss man als Winzer wollen, denn mit dem Vollernter gelangt es nicht in die Flasche. Es braucht die Bereitschaft, dahin zu gehen, wo es weh tut. Wenn es denn einen Boden gibt, der Charakter für sich beanspruchen kann, dann ist es Schiefer, französisch Schiste. Schiefer heizt sich auf wie kein anderer Boden. Die Arbeit im Weinberg wird zur Hitzeschlacht, zumal im , dem äußersten Süden Frankreichs. Wie gesagt, Terroir muss ein Winzer wollen. Der Dank sind in jeder Hinsicht erhabene Weine. Zur angenehm beerigen Opulenz des Midi gesellt sich eine noble Kühle und eine steinige, vibrierende Spannung.

Einer, der den Schiefer lebt, ist Laurant Pratx vom Weingut Serre Romani, was im lokalen Sprachgebrauch Rosmarinhügel bedeutet. Nach erfolgreichem Önologiestudium und der Arbeit bei einigen der besten Winzer der Rhône entdeckte Laurent die Faszination der tief im Boden wurzelnden Grenache und Carignan-Rebstöcke des Roussillons. Er überredete seine Frau Cylia, gemeinsam den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen und startete mit sechs Hektar Reben durch. Zugute kam ihm der Generationswechsel, der es ihm ermöglichte, bei in Rente gehenden Weinbauern die allerbesten Parzellen mit den wertvollsten und ältesten Reben vergleichsweise günstig zu erwerben.

Lässt sich Terroir noch steigern? Zumindest voll dagegen halten kann Alexandre Fouque mit seinen raren vulkanischen Basaltsteinböden des Örtchen Faugères im Languedoc. Der Spitzenwein seiner Domaine La Tour Penedesses heißt also nicht von ungefähr "Les Volcans". Hier lässt sich das Alter der Syrah-Reben genau beziffern: 1962 gepflanzt und damit die ältesten des Tals. Der Ertrag liegt in einigen Parzellen bei gerade mal 15 Hektoliter pro Hektar (80-100 hl sind bei Qualitätsweinen die Regel). Beim Ausbau seines biologisch zertifizierten Vulkans verzichtet Alexandre Fouque gänzlich auf das Barrique. Die Geschmackseruption dieses sanftmütigen Giganten bedarf nicht der oberflächlichen Schminke von Neuholzaromen.

Gotthard Scholz
(WEIN NEWS September 2017)