Vom anderen Ufer

Château de Trousse

Château Bourdieu

Rechts der Gironde, in den Weinbergen um das Städtchen Blaye, gibt es klassische für einen bodenständigen Preis zu entdecken.

Direkt gegenüber von Blaye, auf der linken Seite der Gironde, gibt man sich nobel und vornehm. Dabei sind die da drüben im Médoc historisch gesehen lediglich Emporkömmlinge. Bei denen quakten noch die Frösche im Sumpfland, als hier an den Côtes de Blaye bereits die englische Wein-Flotte landete. Alljährlich bunkerten hunderte Schiffe den berühmten Clairet für die britischen Pubs. Zugegeben, das ist schon eine Weile her, genauer gesagt war das 1464. In diesem Jahr wurde das Château Bourdieu gegründet. "Ich gönne den Kollegen am linken Ufer ja den Luxus", sagt der heutige Besitzer Luc Schweitzer. "Aber gelegentlich juckt es mich doch festzustellen, wer das Copyright auf das Label Bordeaux besitzt!"

Die Côtes de Blaye zählen zu den atlantisch geprägten Unterzonen des Bordelaise – die Weinberge schauen quasi direkt auf die sich zum Meer öffnende Gironde. In Verbindung mit den kieseldurchsetzten Lehm-Kalk- Böden ergibt das Weine mit dieser berühmt kühlen, mineralischen Stilistik: Straff im Körperbau, mit geschliffenen Tanninen und einer klaren Primärfrucht. Luc Schweitzer setzt in seiner Cuvée vornehmlich auf , ergänzt um etwas . "Das mag unmodern klingen – aber ich mache unkomplizierte Weine zum Trinken, zum Beisammensein, gern auch mit einem guten Essen dazu!", sagt Luc Schweitzer. "Für all’ das steht nun mal Merlot."

Wenige Kilometer östlich, in der Appellation Blaye-Côtes de Bordeaux, setzen Alain und Cèline Vidal vom Château de Trousse würzigere Akzente. Zwar gibt auch bei ihnen Merlot den Ton an, doch die beiden herzhafteren Cabernet Sauvignon und erfreuen den Gaumen zusätzlich mit Paprikanoten und erdiger Frucht. Vor rund 15 Jahren erwarb das Ehepaar das Anwesen und sie ließen seitdem in Weinbergen und Keller kaum einen Kieselstein auf dem anderen. "Wir sind einfach stolz, Teil der großen Geschichte des Bordeaux zu sein", sagt Céline Vidal. Mit solchen Winzern wird diese Geschichte künftig zugunsten des rechten Ufers geschrieben.

Gotthard Scholz

(WEIN NEWS Mai 2015)