Deutschland, ein Spätsommer Märchen

Weingut Fogt, Achkarren eG, Georg Meier, Jakob Schneider, Höfling und Weingut George

Eine magische Genussreise zu sechs deutschen Rebsorten von sechs Winzern in sechs Weinregionen

Heinrich Heine inspirierte mit seinem Buch "Deutschland. Ein Wintermärchen" nicht nur unseren Titel, er schrieb 1844 auch diese Zeilen: "Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht." Stimmt genau. Zumindest aus der Weinperspektive. Immer, wenn ich einen deutschen im Glas habe, dann ist vorhersehbar, dass es mal wieder viel zu spät und die Nacht zu kurz wird. Was die hiesigen Winzer heute ins Glas bringen, ist für mich in puncto Qualität, Preis und Aromavielfalt absolut konkurrenzlos. Von daher drängt sich eine kleine Spätsommerreise durch die deutsche Rebenlandschaft förmlich auf, um einige Helden dieses märchenhaften Genusses zu besuchen.

Scheurebe, Georg Fogt, Rheinhessen
Jüngster Spross unter den deutschen Sterntalern ist die Scheurebe. Vor rund 100 Jahren eigens fürs liebliche Fach gezüchtet, wäre sie längst in der Versenkung verschwunden, gäbe es nicht Winzer wie . Der entdeckte, wie bezaubernd sich die Scheu präsentiert, wenn man ihr exzellente Lagen gönnt und sie dann trocken ausbaut. Ihre Aromen erinnern an doch ist sie vom Wesen verspielter, floraler und, ja, irgendwie feenhafter. Georg Fogt fühlt sich der Rebsorte anscheinend seelenverwandt. Nur so ist zu erklären, dass seine Jahr für Jahr so hell am Firmament leuchtet.

Grauburgunder, Christoph Rombach - Achkarren eG, Baden
Ebenfalls eine Lichtgestalt ist der Achkarrer Schlossberg in , der nicht nur im Namen an das verträumte Dornröschenschloss erinnert. Auf den sehr steilen, schwer zugänglichen und zerklüfteten Vulkanböden dieser Großen-Gewächs-Lage fühlen sich nicht nur Wiedehopf und Falke wohl, sondern vor allem der . Der entwickelt hier in seinem Kernland einen opulenten Schmelz und eine vulkanisch brodelnde Mineralik, die einfach mitreißend sind. Darum haben wir den genialen Kellermeister Christoph Rombach von den Achkarrer Winzern gebeten, exklusiv für Rindchen eine trockene Spätlese aus unserer Sehnsuchtslage zu kreieren. Was der absolute Wein-Nerd uns dann präsentierte, übertraf alle unsere Erwartungen.

Müller-Thurgau, Georg Meier, Pfalz
Keinerlei Erwartungen hat man beim Müller-Thurgau, dem leider ein Aschenputtel-Image vorauseilt. Schade für diese bei richtiger Behandlung quicklebendige und fruchtfröhliche Traube. Doch dann kam ein Meier, um den Müller zu retten. Georg Meier, einer der heiß gehandelten Jungstars der Pfalz, gönnt einem Teil seines eine Reifephase im großen Holzfass, was sonst nur Spitzenweinen vorbehalten ist. Diese exklusive Behandlung dankt der Wein mit einem Mehr an Komplexität und einer strahlenden Schönheit, die Sie ausschließlich bei Rindchen finden!

Weißburgunder, Jakob Schneider, Nahe
Beim liegen die Dinge genau andersherum. Dem wird seit jeher die Schönheit von Schneewittchen attestiert – allein, mich konnte dieser Allen-alles-Rechtmacher nie überzeugen. Von daher bin ich unendlich dankbar, mich mit der Rebsorte versöhnt zu haben. Sein Weißburgunder "Drei Gesteine" stammt von Schiefer-, Löss- und Kiesel-Steillagen der Nahe. Der im Gault&Millau mit vier Trauben geadelte Jakob Schneider gibt seinem Weißburgunder so viel Eleganz, so viel Schliff und einen derart feinen Schmelz mit auf den Weg, dass man sich in seinen Aromen verliert.

Silvaner, Klaus Höfling, Franken
Kommen wir zum Froschkönig unter den Reben. Wenn er von den Muschelkalkböden am Main geküsst wird, verwandelt sich der in einen wunderschönen Königssohn. Muschelkalk feilt jedes einzelne Aroma aus den Trauben heraus und poliert dank seiner Mineralik alles auf Hochglanz. Einer, der sich bestens auf die Muschelmagie versteht, ist Klaus Höfling. Einziges Handicap für ihn: Seine exzellenten Steillagen befinden sich versteckt im Seitental des Flüsschens Wern. Als versierte Spezialisten für unterschätzte Lagen haben wir bei Klaus Höfling einen Silvaner entdeckt, der den Bocksbeutel zum Vibrieren bringt.

Riesling, Jens Wagenitz, Rheingau
Beim verhält es sich wie bei Hans im Glück: Tausche alles Gold der Kellertechnik ein gegen den Feldstein des richtigen Bodens – und eine überwältigende Welt der Aromen tut sich Dir auf. Eine dieser gesegneten Lagen ist der Rüdesheimer Bischofsberg im . Hier hat unser langjähriger Weggefährte Jürgen Wagenitz vom Weingut George den Stab an Sohn Jens übergeben. Augenfällig wird dies am neuen Etikett, das sich nicht mehr schüchtern zurücknimmt sondern deutlich "Hier!" ruft. Gut so, denn der Inhalt war schon bei Jürgen allein spektakulär – und legt im Team mit Jens noch eine Schippe drauf.

Der Spätsommer verwöhnt mit Pilzen, Kürbis, frischen Würsten, Zwiebelkuchen und vielen anderen Verlockungen der regionalen Küche. Wenn Sie diese mit einem unserer sechs Weißweine krönen, wird Ihr Gaumen gar märchenhaft verzaubert.

Gotthard Scholz
WEIN NEWS September 2019