Weltrebe mit Pfeffer - Shiraz und Syrah

Weingut Lake Breeze, Weingut Vorster, Domaine Treloar

Beere, PfeŸffer, Samt – mit diesen drei Trümpfen sticht die Doppelnamenrebe Shiraz-Syrah die gesamte Konkurrenz aus.

Erst Coca Cola. Dann der Shiraz. Wurde erstere in Europa lange als Ende aller Kultur bekämpft, vollzieht sich der Triumphzug der letzteren nahezu unbemerkt. Dabei schreibt Shiraz gerade Geschichte: Sie ist die erste nicht-europäische Rebsorte, die Aufnahme fand in die Liga der Edelreben und sich nun anschickt, zur meistangebauten Rebsorte weltweit zu werden. Damit durchbricht Shiraz erstmals die Jahrhunderte alte Vorherrschaft europäischer Weine – das Ende eines Kulturmonopols.

"Moment!" wendet da die eine oder der andere ein. Shiraz ist doch nur ein anderer Name für Syrah und die stammt eindeutig von der . Stimmt. Aber das ist wie mit dem Fax-Gerät: in erfunden, aber zum Erfolg verhalfen andere. In wird die Rebe seit den 1830er Jahren angebaut und bekam dort den Namen Shiraz, da man sie fälschlich für eine uralte Rebe aus der gleichnamigen persischen Provinz hielt. Als im Jahre 1951 mit dem legendären Penfolds Grange der erste Wein aus Shiraz moderner Prägung das Licht der Welt erblickte, war die Syrah in nahezu in der Bedeutungslosigkeit versunken. Unter dem Namen Shiraz hingegen gelangte die Traube nach , Lateinamerika, und .

Wer wissen will, warum die Rebe so beliebt ist, gieße sich ein Glas Bullant Shiraz vom australischen Weingut Lake Breeze ein. Das erste was einem – ja, man kann sagen: entgegenspringt – sind die explosiven Beerenaromen. Dann ist da diese sehr einprägsame Pfeffernote, für die Shiraz so berühmt ist. Schließlich sorgen das reichlich vorhandene "gute" Tannin der Rebsorte zusammen mit den Barrique-Noten für ein samtiges und schokoladiges Mundgefühl. Beere, Pfeffer, Samt – das ist das Shiraz-Geheimnis. Dafür braucht man keinen elitären Gaumen, da merkt jeder sofort, was er hat. Und wer es nicht ganz so wuchtig und australisch optimistisch mag, dem sei der im Wortsinne kühlere und damit schlankere und lebendigere Stil der südafrikanischen Shiraz empfohlen, z.B. der Madala von Theo Vorster.

Schließlich ist Shiraz dann doch heimgekehrt. Jedenfalls fast: Nicht die Rhône, sondern das erlebt derzeit einen Syrah-Boom, der ohne die internationalen Erfolge der Rebe undenkbar wäre. Geradezu symbolhaft steht dafür das Weingut Treloar im verträumten Trouillas – wurde es doch von der Neuseeländerin Rachel Treloar gegründet. Ihr Three Peaks ist eine von Syrah dominierte Cuvée, in der südfranzösisches Terroir und die Aufbruchsstimmung der Neuen Welt eine wundervolle Symbiose eingehen. Und wenn ein Wein schon mal schmeckt wie ein Schlusswort, dann sollte man es auch so stehen lassen.

Es grüßt Sie herzlich

Gotthard Scholz

(WEIN NEWS April 2014)