Verkannte Edelfische

Zu den sorgsam gehüteten dunklen Punkten meiner Vergangenheit zählt ja, neben der Tatsache, dass der einzige anständige Beruf, den ich jemals gelernt habe, der des Versicherungskaufmannes ist, auch noch das biographische Detail, dass ich die ersten 18 Jahre meines Lebens in der Seestadt Bremerhaven verbracht habe. Was mir aus dieser Zeit geblieben ist, ist die stille Liebe zu zwei weitgehend unbekannten, unterschätzten Edelfischen. Beide haben eines gemeinsam: Während ihre größeren, entfernten Artverwandten weltweit bewundert und teuerst gehandelt werden, sind sie kleiner, delikater und preisgünstiger.

Da ist zum einen der Knurrhahn: Wie der weitaus größere Seeteufel zählt er zu den entwicklungsgeschichtlich ältesten Fischen und blickt gar gräuslich drein. Und wie beim Seeteufel kann man nur die Schwänze verwenden. Diese sind klein, haben ein festes weißes Fleisch und sind überaus schmackhaft. Und: Sie sind absolut userfreundlich, denn sie haben nur eine große Mittelgräte, von der sich das Fleisch leicht lösen lässt.

Eine tolle Alternative zur – ebenfalls meist im Grenzbereich zur Unerschwinglichkeit changierenden – Seezunge ist die Limande alias Echte Rotzunge: Ein kleiner, feiner Plattfi sch mit ganz wunderbarem Aroma.

Und wie bereitet man die beiden zierlichen Tierchen am besten zu? Da sie so klein sind empfehle ich tatsächlich, sie behutsam in einer Eihülle oder einer klassischen Panade in der Pfanne anzubraten. Dann bleibt die Saftigkeit erhalten und der elegante Eigengeschmack kommt jeweils perfekt zur Geltung. Dazu ein Gurkensalat und ein badischer oder Speckkartoffelsalat – und das Genießerglück auf norddeutsche Art ist perfekt!
 

Es grüßt Sie herzlich

Gerd Rindchen

(WEIN NEWS April 2014)